Von einer Dyskalkulie/Rechenschwäche spricht man, wenn über einen längeren Zeitraum hartnäckige Schwierigkeiten beim Erlernen mathematischer Grundzusammenhänge auftreten. Sie wird häufig in der 3. bzw. 4. Klasse festgestellt. Die Experten sind sich nicht einig, was die Ursachen und die Definition der Dyskalkulie betreffen. Häufig wird die Rechenschwäche aus Unkenntnis überhaupt nicht erkannt. Die Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die folgende:
Unter Rechenstörung versteht man die Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine eindeutig unangemessene Beschulung erklärbar sind. Das Defizit betrifft die Zahlvorstellung, die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten wie Addition, Substraktion, Multiplikation und Division, weniger die höheren mathematischen Fertigkeiten, die für Algebra, Trigonometrie, Geometrie und Differential- sowie Integralrechnung benötigt werden. Liegt eine Dyskalkulie vor ist es wichtig, dass das Kind in den Mittelpunkt der Förderung gestellt wird. Es wird da abgeholt, wo es steht und mit dessen positiven Ressourcen gearbeitet. Lehrer/innen und Eltern werden regelmäßig in die Entwicklung mit einbezogen. Vorraussetzung für eine erfolgreiche Förderung ist eine ausführliche Diagnose. So ist es möglich genau da anzusetzen, wo die ersten Lücken enstanden. Diese Lücken liegen nicht grundsätzlich im mathematisch, rechnerischen Bereich. Häufig muss früher angesetzt werden. Um den Umgang mit Zahlen und das Rechnen zu erlernen, brauchen die Kinder einen soliden Unterbau von basalen und pränumerischen Fähigkeiten. Die Grundlage aller Rechenvorgänge ist die richtige Zahlvorstellung.
Dabei gilt es in aller Ruhe und mit viel Geduld, losgelöst vom aktuellen Unterrichtsstoff, diese Lücken zu schließen . Wichtig sind schon kleinste Erfolgserlebnisse, um das Zutrauen der Kinder in erster Linie zu sich selbst, aber auch zum Fach Mathematik allmählich aufzubauen.
Die Förderung erfolgt im Einzelunterricht mit durchschnittlich zwei Stunden pro Woche.
Woran erkennt man eine Dyskalkulie?
Als Hinweis können Probleme in folgenden Themenbereichen gelten:
- Erfassen kleiner Mengen von Gegenständen
- Genaues Zählen, rückwärts Zählen (auch in 2er Schritten)
- Ordnen von Mengen nach Anzahl der enthaltenen Elemente
- Ordnen von Gegenständen nach Größe
- Zuordnungen von Mengen und Zahlensymbolen und umgekehrt
- Zählendes Rechnen bei Aufgaben im Bereich bis 20 (ab 2. Klasse)
- Vertauschen von Ziffern (z.B. 54 statt 45)
- 10er Bündelung (Stellenwert im dekadisches System)
- Verständnis der Rechenzeichen und Rechenoperationen
- Sachaufgaben in mathematische Aufgaben fassen
- Geometrische Lagebeziehungen (rechts von…/links von…)
- Raumwahrnehmung, Raumorientierung
- Abzeichnen von Formen und Symbolen
- Vorstellung von Größen (Gewichte, Längen, Zeit, Euro)
- Auswendig Lernen von Liedern, Gedichten
- Geübtes schnell wieder vergessen
- Merken von Zwischenergebnissen
- Erkennen von sich widersprechenden bzw. unmöglichen Ergbnissen
- Rechengeschwindigkeit
- Ausführen komplexer Anweisungen
- Konzentration
- Bereitschaft zu Spielen wie Memory, Puzzle, Bauen z. B. mit Lego
- Verhaltensauffälligkeiten (aggressiv, ängstlich oder verweigernd, wenn es ums Rechnen geht)